Nennen wir es mal eine klare Ansage: „Jemanden, der Work-Life-Balance braucht, kann ich nicht gebrauchen.“
Was war passiert?
Mitte der 1990er Jahre habe ich einen Karrierewechsel gemacht. Ich war Wirtschaftsredakteurin und wechselte in einen großen Konzern, um die interne Kommunikation aufzubauen.
Ich hatte als Redakteurin schon mal über Work-Life-Balance geschrieben, aber in den Redaktionen gab es sowas nicht.
Umso erstaunter war ich, als das Thema in dem Konzern aufkam.
Wir überlegten uns einige gute Sachen, die man machen konnte, um eine bessere Balance für die Mitarbeitenden zu ermöglichen.
Doch wie es in großen Unternehmen nun mal ist, mussten wir uns abstimmen.
Ich werde nie vergessen, wie schnell diese Abstimmung zu Ende war. Unser Chef brauchte dazu nicht mal fünf Minuten... 😞
Auch wenn sich zum Glück viel verändert hat, gibt es immer noch viele Führungskräfte, die Work-Life-Balance für „Gedöns“ halten.
In den über 20 Jahren, die ich in verschiedenen Unternehmen gearbeitet habe, hat nie jemand offen darüber gesprochen, dass ihr oder ihm Balance wichtig ist. Ich weiß aber, dass in allen Unternehmen, in denen ich war, Kolleg:innen kurz vor dem Burnout waren bzw. Burnout hatten.
Studien zeigen, dass eine gute Work-Life-Balance die beste Vorsorge ist, um Burnout und andere Stress bedingte Krankheiten zu vermeiden.
Allein deshalb ist eine ausgeglichene Balance gut für Dich. Und es gibt noch mehr Vorteile:
- Deine Konzentrationsfähigkeit und Deine Produktivität steigen deutlich an.
- Deine Beziehungen verbessern sich.
- Du bist gesünder und allgemein zufriedener.
Davon profitieren auch die Unternehmen.
Win-Win, sollte man meinen.
Doch nach einer globalen Umfrage sagen ungefähr 25 Prozent der Arbeitnehmer:innen, dass es immer schwieriger wird, Beruf und Familie zu vereinbaren. Und neue Umfragen zeigen, dass nur noch 38 Prozent der Arbeitnehmer:innen mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden sind.
Wahrscheinlich kennst Du das Gefühl, auf einem Seil zu balancieren, während Du versuchst, Arbeit, Familie, Freunde und Dich selbst unter einen Hut zu bringen?
Willkommen im Club der Work-Life-Balance-Akrobaten!
Work-Life-Balance ist schon lange nicht mehr ein schickes Buzzword für hippe Start-ups mit Tischkicker im Büro. Es geht darum, ein Gleichgewicht zwischen Deinem Berufs- und Privatleben zu finden.
Stell es Dir wie ein Rezept vor: Zu viel von einer Zutat und der Kuchen fällt in sich zusammen. Zu wenig, und er schmeckt fad.
Das Ziel ist es, Dein individuelles Gleichgewicht zu finden, bei dem Du Dich selbst verwirklichen kannst, ohne Deine Karriere zu vernachlässigen.
Aber wie sieht dieses Gleichgewicht aus?
Wie gesagt, es ist individuell.
Es kann bedeuten, weniger Stunden zu arbeiten. Oder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Oder den Hobbys nachzugehen. Oder remote zu arbeiten, wann immer Du willst.
Du musst herausfinden, was für Dich richtig ist.
Häufige Missverständnisse über Work-Life-Balance
Vielleicht denkst Du, dass es reicht, pünktlich Feierabend zu machen und Netflix zu gucken. Oder Du bist zufrieden, wenn Du es einmal in der Woche in Deine Yoga-Klasse schaffst.
Das mag für Dich vielleicht auch funktionieren.
Doch eigentlich geht es darum, innere Ruhe zu finden, auch wenn das Postfach überquillt und das Handy nonstop klingelt.
Es geht nicht darum, Arbeit und Leben zu trennen, sondern sie harmonisch miteinander zu verbinden.
Ein weiteres Missverständnis ist, dass Work-Life-Balance nur für Eltern oder Menschen in Führungspositionen wichtig ist. Das ist Unsinn. Denn Jeder, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Beruf, wird von einer ausgewogenen Work-Life-Balance profitieren.
Vorteile einer ausgewogenen Work-Life-Balance
Wenn Du das richtige Gleichgewicht findest, wirst Du nicht nur energiegeladener und vitaler, sondern auch selbstbewusster in Deinen Entscheidungen. Und wer möchte nicht morgens aufwachen und sich wie Superwoman oder Superman fühlen?
Eine gute Work-Life-Balance kann auch zu weniger Stress, besserer Gesundheit und einem höheren Maß an Kreativität und Innovation führen. Wenn Du nicht ständig erschöpft bist oder Dich überfordert fühlst, kannst Du klarer denken und bessere Entscheidungen treffen.
7 richtig gute Tipps, wie Du besser in Balance kommst
Setze klare Grenzen:
Zu lernen, wie man klare Grenzen setzt, fällt den meisten Menschen schwer. Aber es ist super wichtig, dass Du das lernst. Denn ohne klare Grenzen, wirst Du nie in Balance kommen.
Es kann Dir helfen, zunächst bei weniger wichtigen Dingen nein zu sagen. Das hilft Dir auch schon ein bisschen und gibt Dir die Möglichkeit, ja zu den Dingen zu sagen, die Dir wichtig sind.
Und mach Dir bewusst, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit nicht die einzigen sind. Um Dich auf das zu konzentrieren, was für Dich in diesem Moment wichtig ist, wirst Du auch Grenzen gegenüber Deiner Familie, den Freund:innen und anderen Menschen setzen müssen. Nur so kannst Du verhindern, dass Du Dich überforderst.
Priorisiere Deine Aufgaben:
Nicht alles, was auf Deiner To-Do-Liste steht, ist wichtig. Wenn Du lernst, Aufgaben zu priorisieren und Dich auf das zu konzentrieren, was jetzt gerade dran ist, hast Du schon sehr viel geschafft, um besser in Balance zu kommen.
Ich weiß, dass es vielen Menschen schwerfällt, zu priorisieren. Gefühlt ist ja alles immer ganz wichtig. Und selbst Führungskräfte tun sich mitunter schwer, Aufgaben zu delegieren. Dahinter steckt oft der Glaube, dass nur sie das richtig können. Oder sie denken, dass es ja nur ganz kurz dauert.
Doch so kommt dann eins zum anderen.
Was kannst Du tun? Es gibt eine ganze Reihe von einfachen Konzepten, die Dir dabei helfen, schnell und einfach Deine Aufgaben zu Priorisieren. Mein persönlicher Favorit ist die Eisenhower-Matrix.
Nimm Dir Zeit für Dich selbst:
Okay, das mag offensichtlich klingen, aber sein wir doch mal ehrlich: Wie oft hast Du schon vergessen, Dir Zeit für Dich zu nehmen. Mir passiert das immer wieder. Ich nehme mir vor, pünktlich Schluss zu machen und dann endlich mal wieder zu laufen. Und dann ist es auf einmal schon 19 Uhr und ich sitze immer noch am Schreibtisch.
Das kennst Du, oder?
Ob es nun darum geht, ein Buch zu lesen, zu meditieren oder einfach nur spazieren zu gehen, es ist wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Diese Momente der Ruhe können dir helfen, Dich zu erfrischen und zu erneuern. Versuch auch mal, einfach gar nichts zu machen.
Ich habe mir jetzt angewöhnt, meine Me-Time in meinen Kalender zu schreiben. Dann bekomme ich die Erinnerung und es klappt deutlich besser, Feierabend zu machen.
Lerne, Nein zu sagen:
Nein zu sagen, ist die kleine Schwester der klaren Grenzen.
Ganz ehrlich: Du kannst nicht alles machen. Und ja, ich weiß. Wenn Du Nein sagst, dann fühlt es sich so an, als wärst Du egoistisch. Und wahrscheinlich hast Du auch Angst, dass Dein Gegenüber sauer auf Dich ist. Aber Nein zu sagen, ist nicht egoistisch, sondern notwendig, um Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden zu schützen.
Mein Tipp: Übe, Nein zu sagen. Am besten stellst Du Dich vor einen Spiegel und sagst laut und deutlich „NEIN“. Achte auch darauf, wie Du stehst und aussiehst. Nimmt man Dir wirklich ab, dass Du es ernst meinst?
Plane Dir kleine Auszeiten, während Du arbeitest
Bist Du dauernd in Calls und kommst nie raus? Mit etwas Planung kannst Du Arbeit mit Bewegung verbinden. Versuch doch mal, während des Calls zu gehen. Im Homeoffice ist es wahrscheinlich einfacher, aber es funktioniert auch im Büro. Wenn es draußen nicht zu laut ist, kannst Du sogar auch raus gehen.
Wenn Du einen Call mit nur einer Person hast, die Du gut kennst, könnt Ihr Euch auch zu einem Spaziergang verabreden. Ich mache das inzwischen auch mit einigen meiner Coaching-Klient:innen. Und das funktioniert richtig gut.
Hilf Deinem Gehirn, produktiv zu sein
Dein Gehirn ist keine Maschine, die Du auf Hochleistung programmieren kannst. Aber natürlich gibt es schon ein paar Möglichkeiten, wie Du die Produktivität Deines Gehirns unterstützen kannst.
Probiere mal die Pomodoro-Technik, bei der Du kurz und fokussiert arbeitest und dann eine Mini-Pause machst. Eine Anleitung findest Du zum Beispiel hier.
Ob mit oder ohne Pomodoro-Technik:
Pausen sind wichtig und ein echter Booster für Dein Wohlbefinden und Deine Konzentration. Und diese Pausen müssen gar nicht lang sein. Selbst 30-Sekunden-Minipausen können Deine Konzentration wiederbeleben, Stress reduzieren und Deine Arbeit einfach ein bisschen besser machen.
Investiere in Deine Beziehungen
Wenn Du über lange Zeit viel zu tun hast und im Stress bist, dann kann es gut sein, dass Du Deine Beziehungen vernachlässigst.
Und ja, ich habe volles Verständnis dafür, dass Du müde bist und manchmal überhaupt keine Lust mehr hast, Dich mit anderen Menschen zu treffen.
Aber gute Freundschaften, soziale Unterstützung und ein stabiles und zuverlässiges Netzwerk sind durch nichts zu ersetzen. Es gibt sogar Studien, nach denen gute Beziehungen Deine Gesundheit stärken.
Stell also sicher, dass Du Dich genug um Deine Beziehungen kümmerst, von Deiner besten Freundin bis zu dem netten Nachbarn. Und wenn Du es schon geschafft hast, klare Grenzen zu setzen, dann hast Du auch die Zeit dazu.
Noch mehr Tipps findest Du hier.
FAQ
Wie kann ich feststellen, ob meine Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht geraten ist?
Wenn Du Dich ständig erschöpft fühlst oder das Gefühl hast, keine Zeit für Dich selbst oder Deine Liebsten zu haben, könnte es Zeit für eine Neubewertung sein. Hier findest Du einige Beispiele für eine schlechte Work-Life-Balance.
- Du denkst auch nach Feierabend an die Arbeit und wenn Du nachts aufwachst, denkst Du sofort wieder an die Probleme, die es in Deinem Job gibt.
- Deine Beziehungen – beruflich und privat – fangen langsam an, zu leiden.
- Dir fällt es schwer, eine Auszeit zu nehmen, wenn Du krank bist oder auch, wenn es um Deine persönlichen Belange geht.
- Du arbeitest auch im Urlaub und redest Dir ein, dass es ja nur ein paar Calls sind. Und die E-Mails.
- Egal was Du gerade machst, Du hast immer das Gefühl, dass Du auch noch etwas anderes machen müsstest.
Eine gute Work-Life-Balance und die Integration in Dein Leben ist ein fortlaufender Prozess, der sich auch immer wieder verändern wird, je nachdem, was gerade ansteht. Es wird nicht alles sofort klappen. Manche Methoden werden gut für Dich funktionieren, andere nicht. Du musst es ausprobieren.
Die größte Gefahr ist, dass Du zu schnell aufgibst.
Die Sache ist die: Veränderung kann zwar manchmal ganz einfach sein, ist aber oft sehr schwierig. Um eine gute neue Gewohnheit zu etablieren, brauchst Du zum Beispiel mindestens zwischen 30 und 60 Tagen – je nachdem, wie komplex die gewünschte Veränderung ist.
„Bei mir funktioniert das nicht…“ – das ist so ein Satz, den ich häufig höre. Und ja, ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die äußeren Umstände Dich wirklich überwältigen können. Ich antworte dann meistens so: „Es funktioniert bei Dir noch nicht.“
Und um es auch mal ganz klar zu sagen: Work-Life-Balance strebst Du ja nicht nur einfach so an. Vielmehr hilft Dir eine gute Balance dabei, Deine Ziele zu erreichen.
Dazu gehören zum Beispiel:
- Eine Karriere, die Dir Freude macht
- Sinnvolle Arbeit, die zu Dir passt
- Mit weniger Stress mehr schaffen
- Erfolgreich sein, ohne auszubrennen
- Mehr Flexibilität und nach einem eigenen Zeitplan arbeiten
- Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
- Weiterentwicklung und Aufstiegsmöglichkeiten
Wenn Du den nächsten Schritt in Deiner Karriere machen willst, schreib mir eine Mail mit dem Stichwort „Work-Life-Balance“ und ich schicke Dir ein kostenloses PDF, in dem Du erfährst, wie Dein Weg aussehen könnte.