Meine Mutter und ich streiten uns regelmäßig um das Thema: Schenken wir uns etwas oder nicht.
Diese Woche war es wieder so weit. Meine Mutter schickte mir eine Nachricht, dass sie mit einem meiner Brüder besprochen hatte, dass wir uns nichts mehr schenken wollen.
Mein anderer Bruder und ich lieben es, Geschenke zu machen. Und wir wollen nicht darauf verzichten.
Aber darum geht es gar nicht so sehr. Es war die kurze und knappe Botschaft meiner Mutter, die mich wirklich geärgert hat.
Später habe ich mich natürlich gefragt, warum das immer so laufen muss. Aber wenn Emotionen im Spiel sind, dann kann es schnell hoch her gehen.
Dabei ist es ja so: Alle Gefühle haben eine Botschaft. Und das gilt gerade für die Emotionen, die wir nicht so toll finden. Die gute Nachricht ist, wenn wir diese Emotionen besser verstehen, können wir vieles zum Positiven verändern.
Ein paar Beispiele:
1. Wut
Manchmal genügt nur ein falsches Wort oder ein abschätzender Blick und es wallt eine heftige Emotion empor: Wut!
Selbst, wenn man sich intensiv bemüht, die innere Erregung zu unterdrücken, gelingt das längst nicht immer.
Ohnehin ist es sehr viel besser, jede Emotion anzunehmen oder sie zumindest differenziert zu betrachten. Und zu verstehen, in welchen Situationen sie uns helfen und wann sie uns schaden.
Auch Wut kann wertvoll sein, etwa indem sie anderen klare Grenzen setzt, von innerer Spannung befreit und uns zeigt, wo unsere Schwachstellen sind.
Unterdrückte Wut kann krank machen.
Wichtig ist jedoch, sich der Zwiespältigkeit bewusst zu sein. Also der Wut Ausdruck zu verleihen, sich aber nicht von ihr beherrschen lassen.
2. Angst
Angst will uns vor Gefahr beschützen und vor Schmerz und Leid bewahren. Die Hauptaufgabe von Angst ist, unser Überleben zu sichern.
Leider haben sich manche Teile unseres Gehirns seit der Zeit der Säbelzahntiger kaum verändert. Das Problem dabei ist, dass das Gehirn nicht richtig unterscheiden kann, was nun wirklich gefährlich ist und was nur banale Dinge sind.
Zum Beispiel der Ton einer E-Mail oder eine ungewohnte Situation.
Hinter der Angst verbirgt sich die Befürchtung, bestimmten Situationen nicht gewachsen zu sein. Schwierig wird es, wenn wir aus der Angst heraus Entscheidungen treffen. Diese können uns nämlich heftig lähmen und blockieren.
3. Scham
Scham ist unangenehm. Und wahrscheinlich schämt sich jede*r einmal.
Du hast etwas gesagt oder getan, was Dir unfassbar peinlich ist. Am liebsten möchtest Du Dich in Luft auflösen, aber meistens passiert genau das Gegenteil. Du fängst an zu schwitzen, Dein Gesicht wird rot und Du bist verlegen und gehemmt.
Nicht schön.
Aber natürlich hat auch Scham gute Seiten. Scham schützt uns und unsere Grenzen. Und sie sorgt auch dafür, dass wir die Grenzen anderer nicht überschreiten.
Über die eigene Scham zu sprechen, ist schwierig. Dabei ist gerade das die Lösung. Denn wenn Du es schaffst, Dein Schamgefühl zu äußern und Dich nicht damit zu verstecken, wird sich das unangenehme Gefühl schneller auflösen.
4. Überforderung
Überforderung ist wie alle Emotionen rein subjektiv. Was Dir leicht von der Hand geht, ist für jemand anderen vielleicht nicht zu schaffen. Und umgekehrt.
Überforderung hängt also nicht immer mit den realen Anforderungen zusammen, sondern mit der individuellen Wahrnehmung. Sie zeigt uns unsere Grenzen und macht uns klar, wo wir uns von bestimmten Verhaltensweisen und Überzeugungen lösen dürfen.
Wenn das gelingt, wird auch der Stress weniger. Und Du kannst überlegen, was Du ändern kannst, um besser gerüstet zu sein.
5. Enttäuschung
Niemand wird gerne enttäuscht. Und doch hat teilt uns auch die Enttäuschung etwas wichtiges mit. Sie bringt uns nämlich dazu, unsere Erwartungen zu überdenken und die Realität klarer zu erkennen.
Häufig ist es nämlich so, dass die eigenen Erwartungen zu hoch sind. Oder dass Du nicht klar genug kommuniziert hast, was Deine Erwartung ist.
Hier hilft oft ein Blick von außen auf die Situation. Überlege auch, worin genau die Vorstellung bestand, die sich in der Realität nicht erfüllt hat. Und bewerte dann die Situation noch mal neu.